2. Welle der G7-Studie – Jeder sechste in den G7-Staaten gibt an, bereits mindestens die Hälfte seines Einkommens durch die Coronakrise verloren zu haben
Mehr als ein Drittel (37 Prozent) berichtet über den Verlust persönlicher Einkünfte - Acht Prozent der Menschen in den G7 haben durch die Coronakrise ihr gesamtes Einkommen verloren - Jeder fünfte (22 Prozent) G7-Bürger erwartet die Rückkehr zur Normalität nicht vor Juli/August, weitere 49 Prozent erwarten, dass es noch länger dauern wird
München/London, 17. April – In der zweiten Welle der
umfassenden Studie zu den Auswirkungen des Coronavirus auf die Gesellschaften der
G7-Staaten stellt Kantar fest, dass die Zustimmung zu den Maßnahmen der
Regierung auf hohem Niveau leicht rückläufig ist. So sind aktuell etwas mehr Bürger
(44 Prozent) in den G7-Staaten der Meinung, dass die Maßnahmen der eigenen
Regierung nicht weit genug gehen, im Vergleich zu denen (42 Prozent), die die
Meinung vertreten, dass die Maßnahmen genau richtig sind.
Kernergebnisse der
Kantar G7-Befragung zwischen dem 9. und 13. April:
In den gesamten G7-Staaten fällt die Zustimmung zu den Regierungsreaktionen auf die Pandemie um vier Prozentpunkte auf 50 Prozent. In Deutschland steigt die Zustimmung gegen den Trend um neun Prozentpunkte auf 67 Prozent deutlich an.
72 Prozent (+1[1]) der Menschen in den G7 geben an, dass ihr persönliches Einkommen vom Coronavirus betroffen ist oder sein wird. Während dies in Italien (85 Prozent, +/-0) am häufigsten der Fall ist, fällt auf, dass der Anteil in Deutschland (58 Prozent, +4) auch weiterhin am niedrigsten bleibt.
Von den Befragten, die berichten, dass ihr Einkommen bereits beeinträchtigt wurde (37 Prozent), geben 44 Prozent an, mindestens die Hälfte oder mehr Einkommen verloren zu haben. Dies entspricht 16 Prozent der Menschen in den G7-Staaten.
In der G7 glauben nur 21 Prozent, dass es bis spätestens Ende Juni 2020 eine Rückkehr zum normalen Leben geben wird. 72 Prozent der Befragten erwarten dagegen, dass es noch länger dauern wird.
Diese Meinungsumfrage unter den G7-Bürgern wurde mit
Blick auf die Vorgaben von Social Distancing online durchgeführt. Die Studie
beinhaltet Fragen zur persönlichen Reaktion, zu den persönlichen Auswirkungen,
zu den finanziellen Auswirkungen auf den Einzelnen und den Haushalt, zur
Wahrnehmung und zum Verständnis der Regierungsempfehlungen, zur Wahrnehmung der
Reaktion der Regierung, zur vertrauenswürdigsten Informationsquelle und zur
Wahrnehmung möglicher Interventionen gegen das Virus.
Mit dem Fortschreiten der Pandemie sind etwa gleich viele
Menschen mit der Politik und den Maßnahmen der Regierung zufrieden oder
kritisieren diese:
In den G7 bewerten 42
Prozent der Befragten die Reaktion ihrer Regierung als richtig, während 44
Prozent der Ansicht sind, dass die von ihrer Regierung eingeführten Maßnahmen
nicht weit genug gegangen sind, um die Pandemie zu bekämpfen.
Besonders auffällig ist
die Situation in Japan: Hier sind 74 Prozent der Bürger der Meinung, dass ihre
Regierung bei der Bekämpfung der Pandemie noch zu wenig unternommen hat.
In Deutschland dagegen
sind im Vergleich zur Erhebung im März (47 Prozent) nun deutlich weniger Bürger
(25 Prozent) der Meinung, dass die Maßnahmen in Deutschland nicht weit genug
gehen. Dies lässt sich mit den Zeitpunkten der Erhebung erklären. Im März standen
wir kurz vor der Einführung der weitgehenden Ausgangsbeschränkungen. Die zweite
Erhebung über Ostern dagegen kennzeichnet ein mediales Umfeld, in dem immer
mehr über die Möglichkeiten einer Lockerung dieser Maßnahmen diskutiert wurde.
Angesichts der bisherigen Reaktionen ihrer Regierungen
auf den Ausbruch des Coronavirus gaben 54 Prozent (-5) der G7-Bürger an, dass
sie ihrer Regierung vertrauen, in Zukunft die richtigen Entscheidungen zu
treffen. 40 Prozent (+5) tun dies nicht und sechs Prozent geben hier keine
Einschätzung ab. Während vor allem in Frankreich das Vertrauen in die eigene
Regierung bröckelt (-14), sprechen in Deutschland inzwischen fast drei Viertel
der Bürger (71 Prozent, +4) ihr Vertrauen in die zukünftigen Entscheidungen der
Bundesregierung aus.
Für die G7-Bürger steht trotz
persönlicher wirtschaftlicher Auswirkungen nach wie vor den Schutz der
öffentlichen Gesundheit höher im Kurs als die Rücksichtnahme auf
wirtschaftliche Belange. Mehr als ein Drittel der Menschen (36 Prozent, +7) sind
der Meinung, dass ihre Regierung zu viel Wert auf den Schutz der Wirtschaft des
Landes legt und nicht genug auf den Schutz der Gesundheit. 19 Prozent (+/-0)
sind der Meinung, dass zu viel Wert auf den Schutz der Gesundheit der Menschen gelegt
wird und die Belange der Wirtschaft hinten runterfallen. Ein Drittel (33
Prozent, -4) sagt, dass die richtige Balance gefunden wurde. 13 Prozent (-2) können
hierzu keine Angabe machen.
48 Prozent der G7-Bürger
bewerten die Unterstützung, die ihre Regierung für Menschen mit
Einkommensverlusten leistet, als (sehr) gut. 46 Prozent bewerten sie als (sehr)
schlecht. Am positivsten waren die Bewertungen in Kanada (77 Prozent) und
Großbritannien (70 Prozent). Deutschland (64 Prozent) folgt auf Platz drei.
In ähnlicher Weise
bewerten 45 Prozent die Leistung ihrer Regierung bei der Unterstützung von
Unternehmen, die von Betriebsschließungen und Einkommensverlusten bedroht sind,
als ziemlich oder sehr gut, während 47 Prozent die Unterstützung als schlecht
bewerten. Hier fällt auf, dass die Bürger in Deutschland (65 Prozent) zusammen
mit den Kanadiern (69 Prozent) am meisten davon überzeugt sind, dass seitens
der Regierung auch hinreichend an die Unternehmen gedacht wird.
Blick in die Zukunft
Einer von vier Bürgern in
den G7 (26 Prozent) denkt, dass nach dem Ausbruch des Coronavirus der Alltag
der Menschen „völlig anders“ sein wird. Am höchsten ist dieser Anteil
in Italien (34 Prozent) und den USA (29 Prozent).
Fast vier von zehn (38
Prozent) der Befragten glauben, dass ihre nationale Wirtschaft nach dem
Ausbruch des Coronavirus völlig anders aussehen wird. Auch hier ist der höchste
Wert in Italien (55 Prozent).
Einer von vier Menschen in
den G7 (24 Prozent) glaubt, dass die nationalen Sozialsysteme in ihrem Land
völlig anders sein werden, wenn die Pandemie vorbei ist. Am höchsten ist dieser
Anteil in Italien (30 Prozent) und den USA (29 Prozent).
Dr. Michelle Harrison, CEO der Kantar Public Division,
kommentierte die Forschungsergebnisse von mehr als 7.000 Befragten und erklärt:
„Die Messung der wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-19 auf
persönlicher Ebene sind neben dem Verständnis der Bürger für die Unterstützung
und Einhaltung der Vorgaben entscheidend dafür, dass Regierungspolitik
reagieren und für die Zukunft planen kann und dass die Gesellschaften sich
nachhaltig erholen können.
Während die Pandemie weitergeht und das Vertrauen in die
Reaktion der Regierungen auf die Probe gestellt wird, bietet diese laufende
G7-Studie einen einzigartigen Blick auf die Situation in der Gesellschaft: Die
G7-Bürger unterstützen nach wie vor eine Konzentration auf die Maßnahmen zum
Schutz der öffentlichen Gesundheit gegenüber der Wirtschaft, obwohl die realen
persönlichen wirtschaftlichen Auswirkungen zu spüren sind. Die Social Response-
und Recovery Programme von Kantar unterstützen Regierungen auf der ganzen Welt
dabei, die Auswirkungen der Pandemie zu verstehen, neue Maßnahmen als Reaktion
darauf zu entwickeln und eine belastbare wirtschaftliche Wiederaufbauphase zu
planen“, so Harrison weiter.
Weitere Erkenntnisse
aus der G7-Studie:
Vertrauen gegenüber
Medien
In Japan (46 Prozent, +/-0),
Italien (35 Prozent, -2), Frankreich (34 Prozent, +1) und Deutschland (33
Prozent, +2) gelten Fernsehnachrichten nach wie vor als die vertrauenswürdigste
Quelle für zuverlässige Informationen über das Virus.
In Großbritannien werden
Regierung und Politiker (28 Prozent, +4) und Fernsehnachrichten (28 Prozent, +/-0)
gleichermaßen als die vertrauenswürdigste Quelle für zuverlässige Informationen
angesehen.
In Kanada vertrauen 30
Prozent (+3) der Bürger der Regierung und Politikern am meisten.
In den USA genießen
Gesundheitsdienstleister mit 31 Prozent (+/-0) das größte Vertrauen.
Wie verschiedene
Bevölkerungsgruppen von der Pandemie betroffen sind
Bei Personen zwischen 16
und 34 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Corona-Krise
Auswirkungen auf ihre persönlichen Finanzen hat. 45 Prozent der 16- bis
34-Jährigen berichten über eine Auswirkung, verglichen mit 35 Prozent der 55-
bis 64-Jährigen und 21 Prozent der über 65-Jährigen.
Ältere Menschen sind eher
der Meinung, dass die Regierung das richtige Gleichgewicht zwischen dem Schutz
der Wirtschaft und der Gesundheit der Menschen gefunden hat. Dazu gehören 40
Prozent der über 65-Jährigen und 42 Prozent der 55- bis 64-Jährigen, verglichen
mit nur 24 Prozent der 16-34-Jährigen.
Zwei von fünf der 16- bis
34-Jährigen sind der Meinung, dass die Regierung in ihrem Land zu viel Wert auf
den Schutz der Wirtschaft und nicht genug auf den Schutz der Gesundheit legt.
Im Vergleich dazu denken 23 Prozent in dieser Altersgruppe, dass die Wirtschaft
stärker in den Vordergrund gestellt werden sollte.
Verhaltensänderungen
auf der individuellen Ebene
Die Zahl der Menschen in
den G7-Staaten, die das Verhalten ihrer Mitbürger im Kampf gegen den
Coronavirus-Ausbruch als gut bewerten, ist von 52 Prozent auf 60 Prozent
gestiegen.
84 Prozent (-1) der
G7-Bürger sind der Meinung, dass die Aufforderung der Menschen so weit möglich
zu Hause zu bleiben, wirksam ist, um die Verbreitung des Coronavirus
einzudämmen.
64 Prozent (+9) vermeiden
Besuche bei älteren und gefährdeten Verwandten und Freunden. Der höchste Wert
findet sich hier in Italien (82 Prozent) und der niedrigste in Japan (42
Prozent).
Internationale
Zusammenarbeit
Auf die Frage nach der
Zusammenarbeit zwischen den Ländern weltweit als Reaktion auf die Pandemie
bewerten 51 Prozent (-4) der G7-Bürger diese als sehr oder ziemlich gut. Am
höchsten ist die Zustimmung in Großbritannien (63 Prozent, +1) und Kanada (59
Prozent, -12) sowie in den USA (59 Prozent, -6).
Die Bürger der EU-Länder
der G7 (Frankreich, Deutschland, Italien und Großbritannien) wurden gebeten,
die Zusammenarbeit zwischen den europäischen Ländern als Reaktion auf den
Ausbruch zu bewerten. Hier bewerten sie 51 Prozent als sehr oder ziemlich gut
(-2).
52 Prozent der
europäischen G7-Bürger vertrauen auf der Grundlage der bisherigen Reaktionen darauf,
dass die Europäische Union auch in Zukunft die richtigen Entscheidungen auf den
Coronavirus-Ausbruch trifft.
43 Prozent der
europäischen Bürger denken, dass die EU schwächer sein wird, wenn der Ausbruch
vorbei ist, verglichen mit 19 Prozent, die sie stärker aus der Krise
hervorgehen sehen. 27 Prozent sehen die EU danach genauso stark wie zuvor und
11 Prozent wissen es nicht.
Informationen zur
Methodik
Zwischen dem 9. und 13. April 2020 wurden insgesamt 7.006
Online-Interviews mit Erwachsenen (16+) durchgeführt, die in den G7-Staaten
Kanada (1.000), Frankreich (1.000), Deutschland (1.000), Italien (1.001), Japan
(1.003), Großbritannien (1.001) und den USA (1.001) leben. Die Interviews
wurden online mit dem Kantar-Online-Panel als Stichprobenquelle durchgeführt.
Die Daten wurden nach Alter, Geschlecht und Bildung für
jedes Land im Bezug auf die Bevölkerungsgröße gewichtet. Für die Ergebnisse
über alle G7-Länder hinweg wurden die Länder entsprechend ihrer
Bevölkerungsgröße gewichtet.
–
[1] Die Ziffern mit Vorzeichen
in Klammern geben die Veränderung in Prozentpunkten im Vergleich zur ersten Forschungswelle
an, die in der G7 (Kanada, Frankreich, Deutschland, Japan, Italien,
Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika.) zwischen dem 19. und
21. März durchgeführt und am 25. März veröffentlicht wurde.
Über
Kantar: Kantar
ist eines der weltweit führenden Unternehmen für Daten, Insights und
Beratungsleistungen. Wir verstehen, was Menschen denken, fühlen, einkaufen,
wählen, lesen, sehen und teilen. Die mehr als 30.000 Mitarbeiter von Kantar
kombinieren Fachwissen über menschliches Verhalten mit fortschrittlichen
Technologien und tragen so zum Erfolg und Wachstum von weltweit führenden
Unternehmen und Organisationen bei.
Hinweise für die Redaktion
Pflichtangabe zur Nutzung dieser Studienergebnisse: Quelle: Kantar